The Background of Vasarelys Eye
[2006]
vásárhelyi rauft sich das haar – vor der leinwand
im titel der arbeit wird bereits auf die der konstruktion zugrunde liegenden idee – einer künstlerisch-individuellen haltung [the background of ideas1] in verbindung mit dem geplanten einsatz bestimmter ästhetischer stilmittel [vasarely2] unter einem speziellen aspekt auf wahrnehmungsphänomene [eye3] – verwiesen.
[1] die permanente invasion neuer technologien auch in die domäne von kunst zwingt künstler wie rezipienten in die notwendigkeit, die grenzen von beobachtung ständig zu erweitern und zu hinterfragen. dieser elektronisch erweiterte ereignishorizont setzt bei der formalästhetischen umsetzung und interpretation künstlerischer ideen/inhalte mittels digitaler technik spezialwissen von seiten der informatik als auch der klassischen künstlerischen produktionsmethoden voraus.
[2] der verweis bezieht sich nicht auf vasarely als einem bedeutenden vorläufer der op-art und in der folge auf seine konkrete formenprache, sondern auf das von ihm entwickelte system des »unités plastiques« – die einheit von form und farbe. entsprechend den erweiternden produktionserfordernissen wird dieses system durch die komponenten ton und dauer um die dimension zeit bereichert.
[3] das auge als optisches wahrnehmungsorgan generell als auch im speziellen als schneise ins begriffliche denken. eye im sinn der verengung [nadelöhr] oder als organ der exakten örtlichen fokussierung [auge des taifuns] oder als synonym [the eye] des spezialisierten detektierenden blicks auf erkennenswertes.
| get away wisdom | similar fallout of their law | mind in narrow distance | keep a mind in narrow | distance from outside | track them not so soon | happy word torpid word | track them not so soon | and they do their parts | torping outside | and »hope« inside | they do their part |
was, wenn ihre wahrnehmung nicht mehr ihre [eigene] ist?**
was sich im ersten moment als relativ leicht durchschaubare vorgangsweise darstellt wird bei genauerer betrachtung der künstlerischen ausführung vielschichtig und kompliziert. bild und musik [beides von GRAF+ZYX] verschlingen sich vibrierend, mehrfach rhythmisch gebrochen über einen bestimmten zeitraum zu einer schnellen realität des immateriellen und transportieren durch ihre radikale absage an herkömmliche erzähltechniken den rezipienten in eine phantastische welt abstrakter formen. diese durch und durch mathematisch scheinende kunst vermag es auf herausragende weise die grenzen audiovisueller wahrnehmung zu entlarven und den betrachter durch vielschichtige »audiovisuelle darstellungsmutationen« zu verunsichern. durch eine einprägsame präzesion und dichte von bild und »maschinenmusik« wird die möglichkeit des rückgriffs auf traditionelle rezeptive kunstansätze absichtlich systematisch zerstört, denn die programmatisch künstlerische auffassung von gegenwartskunst schärft sich bei GRAF+ZYX am widerstand gegen die alltagserfahrungen mit massenmedien gleichermaßen wie an den autoreflexiven prinzipien von kunsttheorien.
BILD : TON ≠ GEGENSATZ
zeichnen/malen/schreiben/filmen/komponieren/singen/ spielen/darstellen – zerstören/dekonstruieren
sampeln/scannen – konstruieren/schichten/programmieren/aufbauen/ gestalten/produzieren
bei ihren produktionen, die sie auf der basis von interdisziplinär geplanten [in bewusst kritischer distanz zu »random generated structures«] »künstlerischen recyclings4« entwickeln, werden anologe, elektronische und digitale techniken kombinatorisch gleichwertig eingesetzt und zu komplexen »MEDIENSYNTHETISCHEN PROGRAMMEN« aufgebaut. in ihren serien von hand- und computerzeichnungen bzw. computeranimationen verwenden GRAF+ZYX bei diesem projekt vorzugsweise standardisierte einzelelemente wie fläche und linie, die trotz [oder gerade wegen] ihrer einfachheit in der folge – zeitlich geordnet durch mix und schnitt, überlagert oder mehrfach gebrochen mit text/fotografie und mit verfremdeten [das realistische erfolgreich verbergenden] filmszenen optisch erweitert – über den weg komplexer digitaler manipulationen reizvolle spielarten abstrakter zwei- und dreidimensionalität ergeben. diese hybriden »visuellen scheinobjekte« leben vom tempo des soundtracks, der darauf aufgebauten rasanten bildfolge, einer durch lichtbrechung und spiegelungseffekt nuancierten farbigkeit, dem wechselspiel unterschiedlicher formen und oberflächenstrukturen und einem besonderen schärfe-/unschärfeverhältniss von bild und ton. die stakkatoartig ablaufenden bildfolgen sind keine dekoration, kein arrangement zur musik, kein simples »time-based-movement«: sie sind direktes resultat der musik selbst – ein stück konkreter kunst eben.
[4] es werden ausschließlich materialien eigener produktion in diesen prozess der dekonstruktion und rekonstruktion aufgenommen.**
GRAF+ZYX