Testskript

Nomaden der Zeit

– ein ästhetisches Experiment zu einem erweiterten Kunstbegriff

multimedialität in der modernen kunst ist mehr als nur eine aktuelle, modische erscheinungsform, sie bedeutete bereits ende der 70-er jahre des vorigen jahrhunderts für viele künstler die grundlage einer theoretischen und formalen überlebens- strategie.
medienkunst bedeutet immer eine gratwanderung zwischem finanziellem ruin – produktionsbedingung unter erheblichem mangel an ressourcen – und dem starken wunsch, die neuen techniken zu beherrschen, um sie für die künstlerische produktion und die erfindung neuer ausdrucksformen jenseits der »ästhetik der massenmedien« zu nutzen. bereits anfang der 80-er jahre entwickelte sich in österreich eine lebendige interdisziplinäre szene. es entstanden eine anzahl genialer »kunststücke«, werke einer wirklich »elitären substitutionskunst«, die sich aber auch heute noch – fast dreißig jahre danach – als absolut zeitlos und nicht nur in einer »historischen rückschau« behaupten können.
»nomaden der zeit« ist eine experimentelle dokumentation der interdisziplinären kunst aus österreich mit werkbeispielen von künstlern,
– deren arbeiten bereits in den 1980er jahren – der »vor-computerzeit« – auf hohem technischen level medienübergreifende, interdisziplinäre charakterzüge aufwiesen,
– die eine gewisse distanz zur direkten aussage des abbildenden mediums ausdrückten und bereits damals in diesem eine abstraktion in der darstellung – gegen alle sehgewohnheiten – eingeleitet haben,
– die in ihrem selbstverständnis die museale verweigerung trugen und mit jeder neuen arbeit wieder einen bruch mit den erwartungshaltungen des publikums provozierten,
– deren arbeiten man sich nur vom standpunkt eines erweiterten kunstbegriffs aus annähern kann und die im positivsten sinn einer unterstömung der avantgardistischen kunst oder einer »subkultur« zuzuordnen sind,
– deren arbeiten sich vielschichtig, zerrissen als eine permanente absage an die gängige medienästhetik präsentierten und die in ihrem werk auf der suche nach neuen ausdrucksformen gezielt die grenzen der disziplinen überschritten und erstmals zeitgenössische musikalische und literarische tendenzen aktiv in die produktion bildender kunst einbezogen,
– die das technische und künstlerische experiment ins zentrum ihres interesses stellten, aber aus finanziellem mangel und unter dem aspekt dieser einschränkenden produktionsbedingungen eigentlich mehr als bastler oder geniale dilettanten bezeichnet werden müßten.

selbstverständlich hatten auch diese künstler ihre intellektuellen und ästhetischen wurzeln in der zeitgenössischen kunst der moderne – verzichteten aber zugunsten von abstraktion und fortschritt weitgehend auf den einsatz von referenzmaterialien aus der kunstgeschichte und in einer zeit, in der selbst einfaches technisches equipment privat nicht finanzierbar, aber auch in institutionen weder für produktion noch für präsentation in ausreichendem umfang vorhanden war, beherrschte das multimediale experiment die österreichische szene.

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tamara star|R|